10. April 2020, 10 Uhr kleiner Video-Gottesdienst zu Karfreitag aus Burscheid


Gottesdienst zu Karfreitag, 10. April 2020
mit Pfarrerin Katrin Friedel, Kantorin Silke Hamburger, Presbyter Thomas Michalzik (Lesung und Kamera)
Musik zum Eingang: J.S. Bach aus der Matthäuspassion „O Haupt voll Blut und Wunden“
zum Ausgang: J.S. Bach aus der Matthäuspassion „Erkenne mich mein Hüter“

Konzertmitschnitt vom 13. März 2016
Bach: Matthäus-Passion Kantorei und Chorgemeinschaft Burscheid
Deutsches Radiokammerorchester
Ltg.: KMD Silke Hamburger

Psalm 22: eg 709.1
Lesung: Johannes 19, 16 – 30
Lied: eg 93, 1-3 Nun gehören unsre Herzen

Predigtgedanken

Jesus stirbt.
Bis zuletzt hatten wir vielleicht gehofft, dass er doch noch davon kommt. Dass doch noch ein Wunder geschieht.
Genau das, was im Moment um uns herum massenhaft geschieht, passiert mit Jesus.
Er stirbt. Ist Gott jetzt tot?
Hat Gott es nicht geschafft, wie allein in der Stadt New York im Moment es gerade hunderte, in manchen Ländern in den letzten Wochen es manchmal tausend an einem einzigen Tag nicht geschafft haben?
Ja, Gott ist tot, sagen manche, wenn Schlimmes geschieht.
Ich glaube nicht, dass Gott tot ist; sondern unser Bild von einem Gott, der allmächtig ist, stirbt am Kreuz.
Unser Bild von einem Gott, der mit der Welt Marionettentheater spielen kann.
Das ist Gottes Bund mit uns Menschen – nichts wird ausgespart. Der Säugling in Windeln steht am Anfang. Und auch der dunkle Tod, die Ohnmacht am Kreuz gehören dazu.
Wir wissen, dass der Ostermorgen sein Licht auch auf diesen Tag werfen wird, aber ich möchte heute nicht so schnell vom Dunkel des Todes weg.
Das ist mir schmerzlich aber kostbar am Karfreitag, einen Tag lang mit Gott den Schrecken des Todes mit auszuhalten.
Ihn aushalten mit allen, deren Leben vom Tod verwundet ist.
Diesen Tag aushalten mit allen, die in den letzten Wochen geliebte Menschen verloren haben oder die im Moment mit dem Tod kämpfen.
Für uns bedeutet Tod Niederlage, Schweigen, Abbruch der Kommunikation.
Der Evangelist Johannes beschreibt das anders.
Jesu Weg ist keine Niederlage sondern aus freien Stücken gegangen, kein verlorener Kampf, sondern eine Hingabe, frei, aus Liebe.
Liebe zu uns, deren Lebenswege auch im Tod enden – ohne dass wir eine Wahl hätten.

Johannes erzählt davon, wie Jesus Beziehung stiftet, ganz am Ende, das ist mit das letzte was er tut.
Zu Maria sagt er: Dies ist dein Sohn und weist auf seinen Jünger Johannes. Und zu Johannes sagt er: Dies ist deine Mutter.
Jesus stiftet noch im Tod Beziehung. Über die Lücke und das Fehlen hinweg werden Seile der Liebe und neuen Beziehung gespannt.

Halten wir es heute aus, noch nicht vom Licht des Ostermorgens zu sprechen. Es wird kommen, Gott wird stärker sein.
Aber vorher ist da die Dunkelheit der Todesstunde. Sie ist nicht zu bagatellisieren.
Gott bewahrt uns nicht vor dem Tod, er bewahrt uns im Tod.
Von Gott und Menschen verlassen muss niemand mehr sein. Durch den Tod Jesu ist Gott da in jeder menschlichen Todesstunde.
Er hat es selbst durchlitten, und so trägt er uns auch durch unseren Tod. Dieser Liebe können wir uns überlassen,
dieser freiwilligen Liebe kann ich mich überlassen in der Dunkelheit, in meiner Todesstunde.

Hier auf dem Altar stehen Brot und Kelch – die Zeichen für Jesu Weg. „Für dich gegeben.“
Schon so oft waren wir in dieser Gemeinschaft aus Brot und Kelch verbunden – und wir werden es wieder sein.
Jesu Tod stiftet neue Gemeinschaft – so wie Johannes erzählt: „Das ist Dein Sohn, das ist Deine Mutter.“ Der Weg zu Gott ist frei, auch die Wege zueinander. Auch nach Fehlern, Versäumnissen, Schuld.
Heute muss uns das Wissen und die Erinnerung daran genügen, dass wir unseren Platz haben in dieser Gemeinschaft.
Sehnlich warten wir darauf, wieder an Jesu Tisch kommen zu können – hier in der Kirche unseren Platz zu haben, und irgendwann am Tisch Jesu auch jenseits der Grenze des Todes. Amen

Kollekte am Karfreitag: Hilfe für Gefährdete, Obdachlosenhilfe, Straffälligenhilfe und Suchthilfe (siehe https://www.kirche-burscheid.de/evangelisch/kein-gottesdienst-keine-kollekte-das-muss-nicht-sein/
Klingelbeutelkollekte für den Monat April: Bergische Gefängnisgemeinde
über Spendenkonto der Gemeinde:
IBAN: DE04 3506 0190 1011 6930 55 BIC: GENODED1DKD KD-Bank Dortmund, Stichwort: Klingelbeutel Karfreitag