Ev. Kirche Hilgen: Kleiner Video-Gottesdienst zum 5. April 2020

Gottesdienst am 5.4.2020 in Hilgen
am Palmsonntag
Orgelvorspiel
Begrüßung
Eingangsvers Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen.
Ein Vers zum Palmsonntag, zum Einzug Jesu nach Jerusalem. Dieser Vers, diese Szene braucht viele Menschen, die die Straße säumen und warten, dass Jesus kommt. So wie ein Gottesdienst Menschen braucht, die zusammen singen und beten, hören, feiern.
Nun sind wir hier ziemlich allein, und doch auch wieder nicht. Denn Sie sind ja da, ihr seid da und folgt gerade diesem Gottesdienst, feiert mit. Ganz anders als sonst, natürlich, und Sie fehlen, ihr fehlt unserer Kirche und uns. Aber das bleibt nicht so. Und bis wir wieder zusammen in unseren beiden Kirchen feiern können, tun wir es eben so, über die Videokamera. So ungewohnt das auch für mich, für uns hier ist, ist es doch sehr tröstlich, dass wir diese Möglichkeit haben, und wir sind Thomas Michalzik dankbar, der jetzt unermüdlich (mit dem nötigen Abstand natürlich) für uns filmt, und Dominik Enzenauer und Klaus Brühne, die die Videos und die Texte zu unseren Gottesdiensten zum Nachlesen auf unsere homepage stellen, Anke Theron-Schirmer und Bernd Schmitz, die uns die Kamera und ihr Know How mitgegeben haben.
Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen.
Ja, das brauchen wir in manchen Momenten dieser Zeit. Eine Stimme, die uns die Furcht nimmt, vor dem, was noch kommen mag. Eine Stimme, die uns hilft, dem zu vertrauen, der da gekommen ist, dem König, der anders ist als die Herren dieser Welt. Eine Stimme, die sagt: ich bin da, mitten in diesem wankenden Jetzt und Hier.

Eingangsgebet
In der Unsicherheit dieser Tage, in all dem Ungewohnten, Unvertrauten sei uns nahe, Gott.
Sei uns nahe an diesem Morgen, wenn wir Gottesdienst feiern, so ganz anders als sonst.
Lass uns erleben, dass wir auch so miteinander verbunden sind und mit all denen, die nach dir fragen und suchen in dieser Zeit.
Amen
Nach Psalm 69

Höre mich, du Gott des Lebens,
denn mir ist angst,
und das Wasser geht mir bis zur Kehle.
Gib mir Antwort, Gott,
ich brauche dich.
Ich habe mich müde geschrien,
mein Hals ist heiser.
Ich suche dich,
wie soll ich dich finden?
Lass mir dein Licht leuchten, Gott,
und deine Stimme hören in mir,

dass ich dein Tun erkenne
und dir Raum gebe in meiner Seele.
Verbirg dich nicht vor mir,
wende dich mir zu, denn mir ist bange,
und ich weiß nicht, wie ich bestehen kann
in meiner Unruhe und meinen Zweifeln.
Sei mir nahe, Gott, in der Dunkelheit meines Lebens,
in der Dunkelheit dieser Welt,
sei nahe den allein Gelassenen,
deren Leid mir die Kehle zuschnürt,
all denen, die verzweifeln in Trauer und Angst.
Erlöse mich aus der Furcht, die mich lähmt
und erbarme dich meiner engen Grenzen.
Gib Frieden meiner Seele
und segne mich mit deiner Gegenwart.

Lesung des Predigttextes (Markus 14,1–16,20)
14,1 Es waren noch zwei Tage bis zum Passafest und den Tagen der Ungesäuerten Brote. Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit List ergreifen und töten könnten. 2 Denn sie sprachen: Ja nicht bei dem Fest, damit es nicht einen Aufruhr im Volk gebe.
3 Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit unverfälschtem, kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Gefäß und goss das Öl auf sein Haupt.
4 Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? 5 Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an.
6 Jesus aber sprach: Lasst sie! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. 7 Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. 8 Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt zu meinem Begräbnis. 9 Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.
10 Und Judas Iskariot, einer von den Zwölfen, ging hin zu den Hohenpriestern, dass er ihn an sie verriete. 11 Da sie das hörten, wurden sie froh und versprachen, ihm Geld zu geben. Und er suchte, wie er ihn bei guter Gelegenheit verraten könnte.
12 Und am ersten Tage der Ungesäuerten Brote, da man das Passalamm opferte, sprachen seine Jünger zu ihm: Wo willst du, dass wir hingehen und das Passalamm bereiten, damit du es essen kannst? 13 Und er sandte zwei seiner Jünger und sprach zu ihnen: Geht hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser; folgt ihm, 14 und wo er hineingeht, da sprecht zu dem Hausherrn: Der Rabbi lässt dir sagen: Wo ist die Herberge für mich, in der ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern und Jüngerinnen? 15 Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der schön ausgelegt und vorbereitet ist; und dort richtet für uns zu.
16 Und die Jünger gingen hin und kamen in die Stadt und fanden’s, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Passalamm.

Lied eg 14, 1.2 Dein König kommt in niedern Hüllen

Gedanken zum Predigttext und Einzug Jerusalem

Voller Widersprüche diese kurze Zeit vor Jesu Tod. Er wird sterben, das weiß er. In Jerusalem sind seine Hauptgegner. Die, die ihn schon lange aus dem Weg räumen wollen. Und doch geht er dorthin. Nicht klammheimlich, nein, er reitet ein. Aber wiederum nicht auf einem schönen Pferd oder Kamel, sondern auf einem kleinen Eselchen. Fürchte dich nicht, Du Tochter Zion. Fürchtet euch nicht, ihr Töchter und Söhne Gottes in beängstigender Zeit. Dieser König ist anders als die Herren der Welt. Dieser König kommt um zu heilen, um zu trösten, um seine Liebe dahin zu tragen, wo Dunkelheit ist. Dafür gibt er alles hin, sogar sein Leben.

Seine Feinde schmieden ihre Mordpläne, Judas plant seinen Verrat – und Jesus nimmt die Gastfreundschaft eines Aussätzigen an, setzt sich nieder zum Essen. Eine Frau kommt herein, ungebeten, unbeirrbar. Sie salbt ihn mit kostbarem Öl. Einige seiner Jünger sind empört – was für eine Verschwendung! Anders als Jesus haben sie nicht verstanden, dass sie ihn zum Begräbnis gesalbt hat. Gesalbt auch, wie man einen König salbt. Jesus macht ihnen deutlich: Diese Frau hat die Zeichen der Zeit erkannt.

Ich habe an uns gedacht in dieser seltsamen, beängstigenden Zeit. Die Welt steht Kopf und wir läuten Glocken. Menschen verlieren ihre Arbeit und wir zünden Kerzen an. Als ob Beten etwas ändert, so denken manche, und manchmal denken wohl auch wir so.

Es ist nicht immer leicht, sich zu unterbrechen, abends um 19.30 Uhr in die Kirche zu gehen oder auch zu Hause beim Glockenläuten eine Kerze anzuzünden, zu beten. Diese klare Regelmäßigkeit ist ungewohnt. Aber wir tun das in unseren Kirchen und zu Hause mit vielen von Ihnen und euch, weil wir Kraft tanken wollen und Vertrauen für das, was kommt. Auch für die handfesten Dinge, die wir als Kirche zu tun gefragt sind und gefragt sein werden in den nächsten Jahren. Wir holen uns Kraft und Trost, für uns selbst, dann können wir beides auch teilen. Auch so erkennen wir die Zeichen der Zeit heute.

Jesus lässt sich salben, dann bereiten seine Jünger das Passalamm. Jesus feiert mit seinen Schülern und Schülerinnen den Sederabend, während doch seine Feinde schon auf dem Weg sind. Er bringt sich nicht in Sicherheit, überlässt die Welt nicht den Zynikern. Er singt den Abgesang auf die Welt nicht mit, sondern setzt Liebe und Hingabe gegen alle Versuche, die Schäfchen ins Trockene zu bringen, wie es seine Feinde tun.

Darum feiern wir Gottesdienst, auch so unter erschwerten Bedingungen: Wir wollen uns selbst und diese Welt keinem Virus überlassen und keiner Angst vor seinen Folgen, wir wollen nicht unsere Zweifel über uns herrschen lassen oder die Resignation. Darum beten wir für uns selbst und für all die, die schon jetzt so unerträglich leiden müssen, in Krankenhäusern, Heimen, Lagern, auf der Straße, in einem Zuhause, von dem sie nicht wissen, ob es ihnen bleibt. Wir wollen uns all dem Leid nicht einfach entziehen, auch nicht unserer eigenen Angst, sondern Mut finden in unserem geteilten Glauben, unserem geteilten Zweifel, unseren geteilten Fragen.

Fürchte dich nicht, Du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen. So kommt Jesus nach Jerusalem. So kommt Gott: Unbeirrbar, ohne Fanfaren, in unsere kleine Kraft hinein und sitzt mit uns am Tisch und teilt unser Leben. Darum läuten wir Glocken, darum beten wir für uns und für einander und für Menschen in dieser zerbrechlichen, geschundenen Welt und feiern Gottesdienst, weil wir darauf vertrauen wollen.

Amen

Lied 14,4.5

Kollekte
Über einen Link auf unserer homepage können Sie für die Kollektenzwecke für diesen Sonntag spenden. Die Hilfsorganisationen erleben im Moment dramatische Einbrüche der Spenden, und das, obwohl sie gerade jetzt mehr denn je auf Spenden angewiesen sind. Mit der heutigen Kollekte bitten wir um Spenden für:

Diakonische Jugendhilfe und Diakonie unserer Gemeinde

Fürbitte
(aus der VELKD – Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschland, leicht überarbeitet)
Wir halten dir unsere Herzen hin, Jesus Christus,
wir strecken dir unsere Hände entgegen.
Wir wollten dir entgegengehen,
wir wollten mit dir laufen
und hineinziehen in deine Stadt.
Aber wir können nur mit unseren Herzen zu dir kommen.
Nur unsere Sehnsucht ist auf dem Weg zu dir.
Und unsere Gebete tasten sich zu dir hin, Gott.
Vielleicht sind sie das Beste, das wir haben.

So beten wir
für die Kranken
für die, denen keine Medizin mehr helfen kann,
für die, die einsam sterben,
für die, die unter der Last dieser Tage zusammenbrechen.
Komm zu ihnen mit deiner Liebe und heile sie.
Höre uns….
So beten wir
für die Menschen,
die in Krankenhäusern und Pflegeheimen arbeiten,
in Feuerwachen und Apotheken,
in Kitas und Supermärkten,
in Laboren und in Ställen,
in Ämtern und Gemeinden.
Komm zu ihnen mit deiner Freundlichkeit und behüte sie.
Höre uns….
So beten wir
für die Menschen,
die in der Sorge dieser Tage in Vergessenheit geraten,
die Flüchtlinge,
die Opfer von häuslicher Gewalt,
die Verwirrten und Missbrauchten,
die, die Angst haben um ihre berufliche Existenz,
die Hungernden,
die Einsamen.
Komm zu ihnen, sei ihnen nahe.
Höre uns…
Wir halten dir unsere Herzen hin, Gott
und danken dir für die aufblitzenden Momente deiner Nähe.
Wir danken dir,
weil wir zu dir gehören.
Wir danken dir
für die Zeichen der Liebe und Verbundenheit,
für die freundlichen Worte,
für Verstehen und Solidarität
für die Musik.
Wir danken dir für alle, die deiner Liebe vertrauen,
und dafür, dass es auch uns gelingt,
ab und zu.
Wir wollten dir entgegengehen
und hineinziehen in deine Stadt.
Du versprichst uns:
Du gehst mit uns durch diese Zeit
Heute, in diesen Tagen der Passion,
und an jedem Tag, der kommt,
Amen.

Vater Unser

Segen

Orgelnachspiel
Johann Sebastian Bach „Wer nur den lieben Gott lässt walten“