Gedanken und Gefühle in Zeiten von Corona. Einzelne Stimmen

zum Projekt Gedanken und Gefühle in Zeiten von Corona

Jenny Zyball, 39 (Konfimutter)

Was vermisse ich in dieser Zeit?
Ich vermisse körperliche Nähe zu Freunden und Familie, wenn ich sie treffe. Meine Eltern nicht in den Arm nehmen zu können oder das neugeborene Baby von Freunden nicht streicheln zu dürfen.

Was ist mir jetzt wichtig?
Mir ist wichtig, meine drei Kinder neben dem veränderten Arbeitsalltag im Homeoffice so gut es geht bei ihren umfangreichen Schulaufgaben zu unterstützen und trotzdem Zeit und Muße zu finden, die Zeit zu Hause und das zu Hause zu schätzen und zu genießen. Ich bin froh, dass wir uns Kernfamilie haben, denn so sind wir doch nicht ganz kontaktlos. Das ist bestimmt für Alleinstehende schwerer.

Was tröstet oder ermutigt mich?
Mich ermutigt die Explosion an Kreativität der Menschen in allen Bereichen; dass bisher Unveränderbares plötzlich flexibel geworden ist und Gutes Neues entsteht, neue Wege gegangen werden, Menschen solidarisch miteinander sind, obwohl es oft hieß, wir könnten das nicht mehr.

Christin aus Burscheid

Kleine Lichtblicke
Wir waren und sind vor allem traurig. Man konnte lange Zeit seine Familie, Großeltern oder Geschwister nicht besuchen. Es lässt sich kaum beschreiben wie sehr man sich vermisst.
Den Kindern zu erklären, warum die Oma und der Opa nicht kommt, dafür findet man kaum Worte. Man hat sein frisch geborenes Baby auf dem Arm und niemand aus der Familie kann die Freude mit uns teilen.
Meine Tochter die ihre Freunde vermisst. Auch ein Videoanruf kann das gemeinsame Spielen nicht ersetzen. Auch das macht mich traurig.
Aber dann gibt es immer wieder kleine Lichtblicke.
Der erste Besuch nach Wochen bei den Großeltern war einer davon. Vor Glück sich endlich wiederzusehen, fließen dann doch einige Tränen. Auch wenn man sich nicht umarmen kann, ist es einfach schön sich zu sehen und zu unterhalten.
Eine Wanderung bei diesem wunderschönen Aprilwetter lässt immer unser Herz aufgehen.
So begegnete uns eine tolle Idee eines Anwohners, als wir auf einer unserer Wanderungen durch ein Örtchen nahe Leichlingen wanderten. So hatte dort jemand eine Malstation in seinem Vorgarten aufgebaut. „Nimm dir einen Stein, male ihn an und leg ihn dazu. Viel Spaß!“ stand auf einem Schild. Unsere Tochter war direkt Feuer und Flamme. Viele Wandersleute und Spaziergänger sind dieser Aufforderung schon nachgekommen, denn es lagen bereits ca. 300 Steine dort. Alle so schön und individuell angemalt…natürlich durfte der Stein mit dem Satz „alles wird gut“ und dem allgegenwärtigen Regenbogen nicht fehlen. Auch dieser Stein lag bereit als aller erstes dort. Der Regenbogen ein Symbol der Hoffnung der einen beinah überall begegnet.
Freunde die nach einer Trauung, die leider ohne Familie und Freunde stattfindet, trotzdem an der Tür stehen um von weitem zu gratulieren.
Das sind viele kleine Moment, wo man merkt das die Pandemien die Gesellschaft wieder näher zusammenrückt, die Wertschätzung für die eigene Familie größer geworden ist, der Mensch wieder menschlicher ist. Bei all dem Verzicht der letzten Wochen und der Wochen und Monate die noch folgen, sind das doch die Lichtblicke die einem Freude schenken: der gemalte Regenbogen am Fenster, ein Stein und ein paar Malfarben auf einer Wanderung, ein Besuch bei Oma und Opa und Freunde vor der Türe. So schleicht sich dann die Nächstenliebe wieder in unsere Herzen.

Einzelne Antworten

Ich vermisse besonders Treffen mit lieben Menschen, seien es Verwandte, Freunde, auch Begleitungen für den ÖHHB und auch Gottesdienste.

Mir sind Ersatzkommunikationen wichtig geworden, wie Mails, Skypes, Telefonate, WhatsApps.

Die beginnenden Lockerungen machen mir Mut. Ich hoffe sehr, dass trotzdem oder gerade jetzt jeder die nötigen Abstände und Vorsichten einhält. Mich tröstet hin und wieder ein Extra-Gebet still für mich.
Als durchaus positiven Nebeneffekt dieser Corona-Zeit empfinde ich die Entschleunigung meines Alltags. Ich hatte, glaube ich, schon sehr lange nicht mehr so viel Ruhe und Zeit.

Ekkehard Rüger, Prädikant, 55 Jahre alt

Ich vermisse die Osternacht und das Osterfeuer.
Mich tröstet das abendliche Glockenläuten.
Wichtig geworden ist mir der anschließende Spaziergang.

Nicole Möthe (Konfimutter)

Ich vermisse es, einfach wenn einem danach ist zu Freunden oder Nachbarn zu gehen oder zu fahren. Sie zu drücken und mit ihnen Kaffee zu trinken und zu schwätzen. Oder einfach zu den Eltern oder der Schwiegermutter zu gehen ohne nur kurz an der Türe was abzugeben oder zu fragen ob sie Hilfe brauchen. An Geburtstagen oder zu Ostern zusammen zu sein oder sich zu drücken.

Mir sind Dinge nicht wichtiger geworden, weil Familie und Freunde waren mir immer wichtig . Allerdings sieht man Dinge anders. Man sieht doch, dass es einem gut geht. Auch wenn Gewohnheiten fehlen. Man selbst kann raus in den Garten gehen. Wir können noch Arbeiten und bekommen Geld. Wir haben trotzdem unsere Freunde und Familie. Weil sie zum Glück gesund sind und es hoffentlich bleiben. Viele wohnen in Mietwohnungen in der Stadt die zu klein sind und ohne Balkon mit mehreren Kindern. Sie können nicht einfach raus. Viele können nicht arbeiten, bekommen dadurch weniger oder gar kein Geld. Einige haben Freunde die krank geworden sind und sich sorgen.
Man sieht doch, wie hart es einige trifft in dieser Zeit und das bringt einem zum Nachdenken.

Mut macht mir : Dass man sieht, wie viele Menschen zusammen halten und dass so viele helfen und einige in der schweren Situation die Stellung halten.

Witali Grabowski, 40 Jahre alt

Was vermisse ich in dieser Krisenzeit besonders?
Kontakt zu Freunden. Kinobesuche, Schwimmbad, mal gut essen gehen.
Was ist mir gerade jetzt wichtig geworden?
Da bin ich pragmatisch: mein Internetanschluss und Skype.
Was tröstet mich oder macht mir Mut?
Ehrlicherweise bin ich gar nicht besonders traurig. Ich versuche das möglichst Beste aus der Sache zu machen und die Zeit mit der Familie zu genießen.

Katharina Stolle, 30 Jahre

Was vermisse ich in dieser Krisenzeit besonders?
Meine Freunde und die Freiheit überall mit seinen Liebsten hin zu gehen. Zum Glück sehen wir die engste Familie regelmäßig. Mit den Freunden telefonieren wir viel. Aber ich würde alle gerne mal in den Arm nehmen und drücken. Auch das Freizeitangebot wie Sport und Theater und Konzerte fehlen mir sehr.
Was ist mir gerade jetzt wichtig geworden?
Meine Gesundheit, mein Job und mein Zuhause.
Es ist doch alles halb so schlimm wenn man gesund ist!
Ich bin sehr happy über meinen Job, welcher mir Stabilität bietet. Ich habe keine Angst vor dem Verlust oder vor Kurzarbeit. Ich habe dadurch keine Existenzängste wie andere Familien.
Ich habe ein schönes Zuhause mit Garten und Balkon. Das schätze ich sehr.
Viele Menschen auf dieser Welt haben das gerade nicht oder verlieren es womöglich.
Was tröstet mich oder macht mir Mut?
Der Gedanke auf ein baldiges Wiedersehen mit Allen und auf eine Möglichkeit zu reisen.
Es macht mir Mut dass es mir, meinen Mann und unseren Familien auch gut geht.