Kleiner Video-Gottesdienst am 31. Januar 2021 aus Burscheid

Videogottesdienst am 31. Januar 2021 – Letzter Sonntag nach Epiphanias

mit Pfarrerin Katrin Friedel, den Stimmen von KonfirmandInnen, Kantorin Silke Hamburger, Presbyter Thomas Michalzik (Kamera)

Orgelvorspiel: Dieter Wellmann – Scherzo

Begrüßung

Lasst uns beten:

Gott, in Deinen Schutz begeben wir uns

und leiden darunter, uns so schutzlos zu fühlen,

und so einsam, so sonderbar, als wären wir in einem Science Fiction Film gelandet.

In Deinen Schutz begeben wir uns –

wir können doch nicht damit aufhören, uns dem Leben anzuvertrauen!

Wir werden irre an manchen Tagen, langweilen uns.

Sind wir noch gemeinschaftsfähig, wenn der ganze Spuk vorbei ist?

Bitte lass uns nicht im Stich, Ewige, halte mit uns aus,

schicke Klarheit in unsere Gedanken, erneuere und stärke unsere Zuversicht. Amen

Lesung Predigttext: 2. Petrus 1, 16 – 19

Friedensbekenntnis der Ökumenische Weltversammlung 1990 in Seoul – gelesen von KonfirmandInnen

Intermezzo: L.v.Beethoven – Ballade Es-Dur

Predigt

Lied: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht eg 591

Abkündigungen: bis zum 21.2. stellen wir jeden Sonntag einen Videogottesdienst auf die Homepage, danach vielleicht parallel auch wieder Präsenzgottesdienste

Kollekte bitte überweisen (Spendenkonto der Gemeinde)

Ausgangskollekte: Verteidigung der Rechte von Arbeitsmigrantinnen

und -migranten auf menschenwürdige und faire Arbeit in der Tschechischen Republik.

Wegen fehlender Perspektiven und schlechter Bezahlung in ihren Herkunftsländern Rumänien, Bulgarien, Ukraine oder Republik Moldau arbeiten Arbeitsmigrantinnen und -migranten in der Tschechischen Republik in prekären Jobs auf Baustellen, in Fabriken und in der Landwirtschaft. Sie sind abhängig, kennen ihre Rechte nicht und verstehen auch die Landessprache nicht. Die Diakonie der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder berät sie, hilft in Notsituationen und arbeitet zusammen mit Partnerorganisationen in den Herkunftsländern, um Menschenhandel und Arbeitsausbeutung vorzubeugen.

Klingelbeutel – Partnerkirchenkreis Lukajange/ Tansania

Fürbitten:

Gott, Dein Wort ist wie Licht in der Nacht.

Wir bitten Dich für alle, die nur schwarz sehen oder die nicht selber sehen und denken, sondern sich den Fabeldeutungen anderer ausliefern.

Wir bitten Dich für alle, die ihrer eigenen Erfahrung misstrauen.

Hilf uns, auf das zu achten, was den Weg weisen kann, besonnen zu bleiben

und angemessene Entscheidungen zu treffen.

Behüte alle, denen es in der Wohnung längst zu eng ist.

Steh den Kindern und Jugendlichen bei, halte aus mit den Alten,

vergiss nicht die Mittleren.

Die Zeit wird uns lang, am Ende unserer Nerven ist immer noch so viel lockdown übrig.

Deswegen mach unser Herz ehrlich und klar und hell.

Dir vertrauen wir uns an mit dem Gebet Jesu: Vater unser im Himmel

Segen

Nachspiel: Bach „Herr Christ, der einig Gott‘s Sohn“

Predigt:

Liebe Gemeinde, 

drei Sätze aus dem Predigttext sind mir nah gekommen.

Wir sind nicht ausgedachten Geschichten gefolgt. Wir haben mit eigenen Augen gesehen. Ihr tut gut daran, dass Ihr auf das Licht achtet!

Es geht los mit so einem Satz: Wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt. „Ausgedachte Geschichten“ übersetzt die Bibel in gerechter Sprache. Wir sind nicht Verschwörungstheorien gefolgt. Und sogar das Wort „gefolgt“ steht da –

genauso, so wie heute auf Twitter einander gefolgt wird, oder wie Menschen den Eingebungen von Attlia Hildman oder Q Anon folgen.

Es bereitet mir unangenehmen Schauder, wie viel Einfluss diese ausgeklügelten Fabeln haben. Z.B. habe ich in der Zeitung gelesen, dass beim Eindringen in das Kapitol in Washington zu einem sehr großen Teil evangelikale ChristInnen mit dabei waren. Ich habe gelesen, dass sie über Lautsprecher das Vater unser verlesen haben, ehe sie losgestürmt sind. Ausgedachte Geschichten sind es z.B., wenn das Ergebnis einer demokratischen Wahl umdefiniert wird.

Auch in der Gemeinde des 2. Petrusbriefes ging es darum, sich abzugrenzen. Ausgedachten Geschichten sind wir nicht gefolgt, sagt der Predigttext, uns geht es um das, was wir mit eigenen Augen gesehen haben.

Das ist das Anliegen dieses Briefes: Die wichtigen Erinnerungen zu sichern.

Das Wissen um Jesus, darum, wie er gelebt hat, wie seine Verbindung mit Gott immer wieder aufgeleuchtet ist. Der Brief nennt die Situation oben auf dem Berg, die wir auch aus den Evangelien kennen, wir haben das Wort Verklärung dafür. Eine Gipfelerfahrung, eine Licht-Erfahrung.

Das, was wir mit eigenen Augen gesehen haben, sollen wir weitergeben.

Wir kennen das gut, dass wir Angst haben, dass Erfahrungen verloren gehen können. Z.B. wenn wir uns in der vergangenen Woche am 27. Januar – am Tag der Befreiung von Ausschwitz – Sorge machen, dass die ZeitzeugInnen aussterben und irgendwann niemand mehr erzählen kann. 

Deswegen werden Interviews mit Überlebenden so aufgezeichnet, dass man sie als Hologramm Figuren in den Raum projizieren kann und sie auf diese Weise lebendig ihr Wissen weitergeben können auch nach ihrem Tod.

Wir brauchen das Wissen der Augenzeugen.

Wir brauchen Menschen, die von ihren eigenen Erfahrungen sprechen. Im Schlimmen – so wie beim Holocaust – aber unbedingt auch brauchen wir Augenzeugen-Berichte der Hoffnung. Menschen, die von dem berichten können, was ihnen Mut zum Leben macht. Das ist das, was der Predigttext uns klarmachen will. Ihr tut gut daran, wenn ihr denen zuhört, die etwas von der Hoffnung aus eigener Erfahrung sagen können. 

Wenn ihr auf das achtet, was Licht ist, auf das, was Stärkung gibt.

Mit den KonfirmandInnen denke ich über Jesus nach. Eine erste Geschichte von Jesus haben wir gelesen, aber auch unser Wissen zusammengetragen. 

Und dann gab es letzte Woche eine Aufgabe, weil wir ja nicht immer nur per Zoom zusammensitzen können, und die Jugendlichen sollten sich überlegen, wo sind heute Menschen am Werk, die etwas tun, was Jesus vielleicht getan hätte. 

Und es war für mich sehr sehr schön und berührend, dann die Aufgaben der Konfis zugesendet zu bekommen. Da waren Comics von Menschen, die an Obdachlosen nicht vorbei gehen, sondern ihnen eine Mahlzeit bringen, es gab einen Hinweis auf einen Feuerwehrmann, der bei Löschungsarbeiten bei den schrecklichen Waldbränden in Australien sein Leben verloren hat.

Und man konnte auch merken, wie die Jugendlichen das Leben von Tieren als ihren Mitgeschöpfen wert achten. Ein Mädchen hatte eine Geschichte gezeichnet, da unterbricht eine Frau ihre Autofahrt, weil sie einen Vogel bemerkt, der nicht mehr wegfliegen kann, und kümmert sich. Oder eine andere hatte einen Film gefunden, da hat ein Mann einen Hund aus dem Maul eines Alligators gerettet.

Aber viele haben auch von den Krankenpflegern und Ärztinnen geschrieben, die Menschen jetzt beistehen und dabei etwas riskieren – wie der Feuerwehrmann, wie der Tierhelfer mit dem Alligator.

Eine Konfirmandin hat mir einen Hinweis auf Philipp Mickenbecker geschickt, das ist ein Youtuber, der an Krebs erkrankt ist und erzählt, wie er dieses Leben dem Tod so nah aushalten kann, wie er sich von Gottes Liebe aufgehoben empfindet.

Wir müssen uns solche Geschichten erzählen, Geschichten vom Licht am Horizont.

Auch am inneren Horizont, denn: In unserem Herz ist ein großer Himmel.

Nicht nur was draußen ist, beeinträchtigt unseren Mut, sondern eben auch, was in uns drinnen passiert. Gerade im Moment sind viele von uns innen drin am Ende ihrer Kraft – weil die Zeit lang wird. Und manchmal ist dann unser Herz ein sehr dunkler Ort.

Der 2. Petrusbrief schreibt uns: Umso fester haben wir das prophetische Wort,

und ihr tut gut daran, dass Ihr darauf achtet

als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort

bis der Tag anbricht

und der Morgenstern aufgeht in Euren Herzen.

Drei Dinge kommen uns heute durch den 2. Petrusbrief nah:

Wir sind nicht ausgedachten Geschichten gefolgt.

Wir haben mit eigenen Augen gesehen.

Achtet auf die Lichterfahrungen, von denen Menschen aus erster Hand berichten.

Amen

Glaubensbekenntnis – Friedensbekenntnis von Seoul

Ich glaube an Gott, der die Liebe ist 

und der die Erde allen Menschen geschenkt hat.

Ich glaube nicht an das Recht des Stärkeren, 

an die Stärke der Waffen, an die Macht der Unterdrückung.

Ich glaube an Jesus Christus. 

Der gekommen ist, uns zu heilen, 

und der uns aus allen tödlichen Abhängigkeiten befreit.

Ich glaube nicht, dass Kriege unvermeidbar sind, dass Friede unerreichbar ist.

Ich glaube nicht, dass Leiden umsonst sein muss, dass der Tod das Ende ist, dass Gott die Zerstörung der Erde gewollt hat.

Ich glaube, dass Gott für die Welt eine Ordnung will, 

die auf Gerechtigkeit und Liebe gründet, 

und dass alle Frauen und Männer gleichberechtigte Menschen sind.

Ich glaube an Gottes Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde, wo Gerechtigkeit und Frieden sich küssen.

Ich glaube an die Schönheit des Einfachen, an die Liebe mit offenen Händen, 

an den Frieden auf Erden.

Amen

Ökumenische Weltversammlung 1990 in Seoul