Video-Gottesdienst: Christvesper aus Burscheid

Wir bitten die bildtechnischen Schwierigkeiten bei der Händel-Arie zu entschuldigen!


Pfarrerin Katrin Friedel
Wolfgang Klose – Tenor
KMD Silke Hamburger – Orgel
Thomas Michalzik – Lektor und Kamera

Orgelvorspiel: Max Reger „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ (op. 67, 49)
Begrüßung * Eingangsworte* Gebet
Georg Friedrich Händel: Alle Tale (aus: Der Messias)
Lesung der Weihnachtsgeschichte Lukas 2, 1-20
Lied eg 37: Ich steh an deiner Krippen hier 1+3
Predigt
Camille Saint-Saëns: Domine, ego credidi (aus: Oratorio de noël)
Abkündigung Brot für die Welt
Lied: Vom Himmel hoch eg 24, 1+2+13
Fürbitten + Vater unser
Segen
Orgelnachspiel „O, du fröhliche“

Orgelvorspiel
Begrüßung
„Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude,
die allem Volk widerfahren wird;
denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus.“

Die Worte der Weihnachtsengel heißen Sie und Euch willkommen zu unserem Gottesdienst zur Christvesper.
Alles ist anders als sonst – wir fürchten uns
und wollen deswegen die Worte der Weihnachtsgeschichte zugesagt bekommen.

Im Namen Gottes – Alpha und Omega, Anfang und Ende,
im Namen Jesu Christi, fleischgewordenes Gotteswort,
und im Namen des heiligen Geistes,
unsere Hoffnung, unser Trost, unsere Kraft. Amen

Lasst uns beten:
Du ewiger Gott
geboren unter den Bedingungen der Zeit
lebendig geworden in Fleisch und Blut
unser Bruder geworden in Christus
unsere Tränen sind jetzt auch Deine Tränen
unsere Hoffnung Deine Hoffnung

Wir sehnen uns
und wollen so gerne noch einen Schritt näher kommen
Hoffnung schöpfen, Kraft
dass Du zu uns kommst
dass Du wachsen kannst
zu spüren bist
Deine Hoffnungsgeschichte
in unsere erschöpften Ohren sprichst.

Komm zu uns, ewiger Gott
geboren in dieser heiligen Nacht.
Amen

Händel: Alle Tale
Lesung der Weihnachtsgeschichte
Lied eg 37: Ich steh an deiner Krippen hier

Predigt
Liebe Gemeinde,

das Volk, das im Finstern wandelt sieht ein großes Licht
und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. (Jesaja 9)

Dieses wandernde Gottesvolk im Dunkeln, von dem Jesaja spricht – das sind wir. Das sind wir in diesem Jahr auf besondere Weise.
Wir wandern im Dunkeln und hatten nicht damit gerechnet, dass es hier noch einmal so finstern würde.
Und dann zu Weihnachten.
Die Pandemie erschüttert uns, Neuigkeiten über eine Mutation kommen noch dazu, setzen die Gefühle von Sicherheit und Machbarkeit außer Kraft.
Es ist dunkel, weil wir nicht sicher sind, was zu tun ist oder wir darüber nicht einig sind.

Es ist dunkel, weil so viele Zwickmühlen lauern – wie eine Zerreißprobe kommen mir die vielen Entscheidungen vor, die in der Politik, die in den Familien, die in der Schule oder Firmen oder Kirchengemeinden getroffen werden mussten.

Viele haben Angst. Sind allein. Haben finanzielle Sorgen.
Viele stecken sich an und wir wissen oft nicht wo. Viele kämpfen um ihr Leben, sterben.

Im Finstern sind wir. Was erzählt uns Weihnachten über diese Dunkelheit? Und was beendet sie?
Am liebsten würde ich einen Lichtschalter drücken und alles wäre wieder vorbei – große Scheinwerfer leuchteten bis in die hintersten Ecken hinein.
Von Scheinwerfern ist in der Weihnachtsgeschichte bei Lukas keine Rede – von Licht schon.
Da ist der Engel, der die Hirten findet. Und was es so hell macht, dass sie erschrecken, ist die leuchtende Klarheit Gottes.
Die Botschaft ist es, die leuchtet.
Das Kind selber nicht.
Der Säugling hätte wahrscheinlich zu schreien begonnen über gleißende Licht.
Nein, das Kind wird im Dunkeln geboren,
womöglich hatten sie eine Stalllaterne, vielleicht aber auch nur das Licht von Mond und Sternen.
Weihnachten erfahren wir etwas über Gott in der Dunkelheit.

Gott wird Mensch – ein theologisches Fremdwort dafür heißt Inkarnation – ins Fleisch kommen. Gott beseelt Materie, einen menschlichen Körper, das Jesuskind ist ein Säugling in Windeln. Ein Körper, der wächst, der krank werden kann, infiziert, ein Körper, der altert, der sterblich ist.

Inkarnation – was bedeutet das für unsere Dunkelheit?
Im Dunkeln legt Gott sich in unsere Arme.
Als kleinster menschlicher Körper.
Kommt uns nah an der Stelle, wo wir verletzlich sind.
Vulnerabel.
Wo wir krank werden können, wo wir vielleicht verzweifelt sind oder tieftraurig, körperlich und seelisch berührbar – mitten da hinein, genau so wird Gott geboren.
Das ist das unverwechselbare, das spezifische an dem Gott, der sich in Christus zeigt: wie er sich dem Leben, unserem Leben ausliefert, können wir nicht erst am Kreuz sehen, sondern schon beim Kind in der Krippe.
Gott wird Kind und macht uns auf diese Weise zu seinen Kindern. Teilt unser Leben. In Christus werden wir Geschwister und Gottes Töchter und Söhne.
Gott teilt unser Leben in Windeln und auf Intensivstationen. Christus ist mit dabei, wird gegenwärtig
da, wo eine beatmet wird oder einer um sein Leben ringt.
Und da, wo eine Krankenschwester oder ein Pfleger alle Kraft und Zuversicht gibt, um schwer Kranken beizustehen. Das ganze Jahr schon. Pflegerisch, aber auch seelisch.

Inkarnation bedeutet: das Ewige kommt ins Vergängliche, Gottes Wort wird Fleisch,
das was größer ist als die Summe unserer Gedanken macht sich aus Liebe so klein wie ein Mensch zu Beginn.

Mitten in der Finsternis geschieht durch diese Geburt ein neuer Anfang.
Auch wenn wir zuhause bleiben müssen.
Unsere Liebsten nicht sehen, nur am Telefon hören vielleicht.
Hinter diesen Wendepunkt, hinter diese Berührung zwischen Gott und Mensch kommen wir nicht zurück.
Nicht durch den Lock down, nicht durch die Not in Krankenhäusern, nicht durch dieses ganze Jahr 2020. Weihnachten fällt nicht aus, kann nicht ausfallen, denn Gott ist bei uns.
Das können nicht riesige Scheinwerfer vermitteln, die mit viel Geld und Technik aufgestellt und angeworfen werden.
Das können wir nicht machen oder inszenieren, das geschieht unerkannt im Dunkeln.

Das Kind selbst strahlt nicht, es teilt unsere Dunkelheit.
Was es aber hell macht ist die Nachricht über dieses Kind.
Fürchtet euch nicht! Diese Worte strahlen durch die Nacht.

Das Volk, das im Finstern wandelt sieht ein großes Licht. Noch scheint es weit weg zu sein, aber das „Fürchtet euch nicht!“ der Engel strahlt am Himmel unserer Nacht.

Eigentlich ist jetzt genug gesagt. Aber nur noch eine winzige Schlussbemerkung:

Die Hirten haben sich wahnsinnig erschreckt vor diesem Licht.
Aber dann waren sie neugierig.
Und wollten selber sehen.
Der Engel hatte gesagt: und das habt zum Zeichen, ihr werdet finden …
Wir sind ein Volk, das im Finstern wandert. Lasst uns trotzdem neugierig sein. Lasst uns diese Zeichen suchen,
Zeichen dafür, dass Gott sich mit unserem Leben verbunden hat,
dass Gott zur Welt gekommen ist.
Amen

Camille Saint-Saëns: Domine, ego credidi (aus: Oratorio de noël)

Abkündigung Brot für die Welt
Kollekte: Die Spendensummen sind wegen der vielen ausgefallenen Gottesdienste auch für Brot für die Welt stark eingebrochen. Dabei werden sie mehr denn je dringend gebraucht. Wir rufen auf zu einer Spende für Brot für die Welt. Das ist über das Internet oder auch über unser Gemeindebüro (im neuen Jahr) möglich.

Lied: Vom Himmel hoch eg 24, 1+2+13

Fürbitten
Du großer Gott,
wir staunen über Deine Herrlichkeit
über Dein liebendes Leben
neugeboren in Bethlehems Stall.
Hilf uns,
Dir heute nacht eine Herberge zu geben
stärke uns, die Tür aufzumachen, wenn Du anklopfst
mach uns zuversichtlich
und verschenke durch uns Deine Hoffnung
an andere Menschen

Gib uns die Kraft, alles Menschenmögliche zu tun
in dieser Not
und schenk uns das Vertrauen,
uns in allem anderen Dir zu überlassen.

Vater unser
Segen
Orgelnachspiel „O, du fröhliche“

Die Aktion „Brot für die Welt“ hilft seit Jahrzehnten, Not und Elend in aller Welt zu lindern. Für diese Arbeit sammeln wir traditionell an Heiligabend. Helfen Sie mit Ihrer Spende zu helfen! Spendenkonto: IBAN DE10 1006 1006 0500 5005 00, Stichwort: Rheinland-Kollekte 

www.brot-fuer-die-welt.de/rheinland-kollekte

 Sie erhalten eine Spendenquittung.