Video-Gottesdienst: Christvesper aus Hilgen

Pfarrerin Annerose Frickenschmidt
Musik: Silke Hamburger Orgel, Alexander Morogovski Saxofon
Lesung: Ekkehard Rüger
Kamera: Thomas Michalzik

Vorspiel Saxofon/Orgel, Händel, Präludium D Dur

Begrüßung
Maria gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in einer Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Mit diesen Worten aus dem Lukasevangelium wünsche ich uns allen einen gesegneten Heiligen Abend. Und Segen wünsche ich auch allen, die diesen Gottesdienst zu einem späteren Zeitpunkt ansehen. Wir feiern Gottesdienst. Im Namen Gottes sind wir zusammen, Quelle des Lebens. Im Namen Jesu Christi, in dem uns Gott nahe kommt, mitten in unser brüchiges Leben hinein. Und im Namen des HL. Geistes, Lebensatem von Gott, Liebe, die uns berühren und bewegen will.

Gebet
hier sind wir Gott. – Hier bist Du, uns nahe, wo wir auch gerade sind. Das hoffen wir, darauf vertrauen wir, das feiern wir heute an diesem Hl. Abend mit der Geburt eines Kindes, das angewiesen auf Liebe ist wie wir. Klein, verletzlich machst Du dich für uns, steigst herunter aus deinen Höhen, um mitten unter uns zu sein. Du siehst die Tränen der Verlassenheit und Angst, Du hörst die Schreie nach Liebe, nach Gerechtigkeit, nach Heil für Menschen und Tiere und alles Leben, das du geschaffen hast. Du willst da sein in unserer Hoffnung und unseren Ängsten, in all dem himmelschreienden Elend der Welt, und auch in unserem Hunger nach Dir. Du willst mit uns unsere Einsamkeit tragen, unsere Zweifel und Traurigkeit.
Du bist auch in unserer Freude an diesem Tag und in jedem Moment, in dem wir sie teilen. In deine Hände Gott, legen wir, was in uns ist. In deine Liebe hüll uns ein. Amen

Lesung Sacharja 9,9 Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Sieh doch, dein König! Er kommt zu dir. Ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, ja auf einem Füllen der Eselin.

Lied Ich steh an deiner Krippen hier, eg 37, 1-4
Ich steh‘ an deiner Krippe hier, o Jesu, du mein Leben, ich komme, bring‘ und schenke dir, was du mir hast gegeben.
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel‘ und Mut, nimm alles hin, und lass dir’s wohl gefallen.
Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren
und hast dich mir zu eigen gar, eh’ ich dich kannt’, erkoren.
Eh’ ich durch deine Hand gemacht, da hast du schon bei dir bedacht, wie du mein wolltest werden.
Ich lag in tiefer Todesnacht, du warest meine Sonne,
die Sonne, die mir zugebracht Licht, Leben, Freud’ und Wonne.
O Sonne, die das werte Licht, des Glaubens in mir zugericht’, wie schön sind deine Strahlen.
Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht satt sehen;
und weil ich nun nichts weiter kann, bleib’ ich anbetend stehen.
O dass mein Sinn ein Abgrund wär’, und meine Seel’ ein weites Meer, dass ich dich möchte fassen.

Weihnachtsgeschichte
Lukas 2,1-7 Lukas 2,8-15
Lukas 2, 16-20

Musik Saxofon/Orgel Giacomo Carissimi, Minuet

Predigt
Liebe Gemeinde, heil ist sie nicht gerade, die Welt, in die Jesus hineingeboren wird. Sonst müsste dieses Kind nicht in einem Stall geboren werden, wo es nach Schafen und Ziegen riecht und ihren Hinterlassenschaften, wo es zugig ist und dunkel und die Eltern nicht wissen, was werden soll mit diesem runzligen kleinen Säugling, den sie in der Futterkrippe noch am sichersten aufgehoben wissen.

Nein, in einer heilen Welt werden Kinder nicht in Ställen geboren. Da leben alle Menschen frei und geborgen. Wahrheit und Gerechtigkeit kommen zu ihrem Recht und niemand lernt mehr, Krieg zu führen. In einer heilen Welt herrscht keine römische oder irgendeine andere Armee über ein kleines Land, werden Leute nicht verspottet oder verfolgt, die die Wahrheit sagen, wird kein Mensch gekreuzigt der sein Leben in Liebe lebt und im Vertrauen auf Gottes Nähe.
In einer heilen Welt vereinsamt auch kein Mensch in einem Altenheim, kein Virus und kein Klimawandel ängstigt die Welt, da stirbt niemand ohne Trost, da werden Kinder nicht missbraucht von denen, die sie schützen sollten, da wird kein rettender Impfstoff zuerst untern den reichsten Ländern aufgeteilt, verhungern auch nicht Millionen, weil andere ihr Leben ohne Einschränkungen führen wollen

Unsere Welt ist nicht heil und ist es nie gewesen, seit es uns Menschen gibt. Müsste Gott nicht an uns verzweifeln? So wie wir selbst es manchmal tun? Gott leidet, Gott zürnt, die Bibel erzählt unermüdlich davon. Aber immer hat Gottes Liebe das letzte Wort, Gottes unbegreifliche Geduld. Gott, jener große, Verrückte, der noch immer an die Menschen glaubt, schreibt Kurt Marti, ein Schweizer Pfarrer und Autor.

Von diesem Großen, diesem Verrückten, der noch immer an die Menschen glaubt, erzählt auch der Evangelist Lukas. Und er beginnt mit der Geburt eines Kindes in einem Stall. Eines Kindes, das von Gott kommt und von Gott zeugt. So ist Gott, erzählt er, seht diese Kind an in all seiner Verletzlichkeit. Seht es an in diesem Provisorium kümmerlicher Geborgenheit. Da ist Gott! Gerade da! Gott setzt sich selbst dieser ungeborgenen Welt aus, denn so ist er uns nahe. Gott sieht die Welt nicht distanziert von oben, Gott ist da in den Niederungen unseres Alltags, unseres Lebens.

Wie kann uns Gott da trösten? Nur da kann uns Gott trösten, sagt Lukas uns mit seiner Geschichte vom Kind im Stall. Ja, so ist Gott unser Trost und Heil, sagt der Profet Sacharja, der in seiner Vision Gottes kommenden König auf einem Esel reiten sieht, arm und ohne äußere Macht, ein Gerechter und ein Helfer. Nicht ein allmächtiger Gott, wie wir ihn uns manchmal herbeisehnen, der nur mit dem Finger winken muss, um alle Viren zu vertreiben, alle Kriege zu beenden, alle Verletzungen zu heilen, die wir dem Leben zufügen, ist unser Trost, sondern dieser verletzliche und verlässliche Gott, der uns nahe sein will, der an unserer Seite ist, mitten in dieser Welt.

Wo ist Gott, wenn eine übernächtigte Ärztin einem Menschen nicht mehr helfen kann, der ohne die Nähe seiner Liebsten sterben muss? Wo ist Gott, wenn ein Kind von einem Priester missbraucht wird oder vom eigenen Vater? Wo ist Gott, wenn Kinder in den Armen ihrer Eltern verhungern, weil ihre Ernte vertrocknet oder ihr Land überschwemmt worden ist? Wo ist Gott, wenn heute Abend und an vielen Tagen und Nächten ein Mensch allein ist mit seinen Ängsten und seiner Wehmut? Da, genau da ist Gott, sagt uns Lukas mit seiner Geschichte. Gott ist da bei den Einsamen, bei den Armen, bei den Gequälten, bei denen, die dünnhäutig sind, angstvoll und schutzlos in dieser Welt. Da ist Gott zuhause.

Unsere Welt ist nicht heil. Sie ist ein Provisorium, wie der Stall in Bethlehem eine sehr provisorische Kinderstube ist. Unsere Welt wird wohl immer ein Provisorium sein, etwas Vorläufiges. Aber in dieses Provisorium hinein scheint ein Licht, sagt uns die Weihnachtsgeschichte. Es kommt von Gott, der vor Liebe brennt für diese Welt. In dieser unfertigen, dürftigen, aber so geliebten Welt sind darum auch Gottes Engel unterwegs. Boten und Botinnen Gottes. (Engel sind nicht auf ein Geschlecht festgelegt). Sie singen „Fürchtet euch nicht“ für Hirten und für alle, die es hören wollen. Sie stehen am Bett von Sterbenden, und sei es auch hinter Masken und Schutzkleidung, sie schicken Briefe und Whatsapp Nachrichten und unterbrechen ihre Pläne, und sei es seufzend, für die Bedürfnisse anderer. Sie verteilen Nahrungsmittel in Flüchtlingslagern, sie hören zu, sie gehen auf die Straße für die Rettung unseres Planeten. Gott ist an ihrer Seite. Sie sind keine Helden, meistens sind sie Menschen mit Schwächen, manchmal ungeduldig, manchmal selbst überfordert, mit den ganz eigenen Ängsten. Aber mit ihrem Tun zeugen sie von Gottes Gegenwart in der Welt und geben dem Kind, das von Gott kommt, eine Herberge.

Auch wir sind manchmal solche Engel und merken es gar nicht immer. Wohl weil wir glauben, Engel müssten Helden sein. Aber wenn Gott selbst nicht als strahlender Herrscher in die Welt kommt, sondern als zerbrechliches, auf Liebe angewiesenes Kind, warum sollten da seine Engel strahlende Helden sein? Nein, das sind sie nicht. Das müssen auch wir nicht sein. Gott braucht keine Helden und Heldinnen, Gott braucht uns, mit unseren Stärken und Schwächen, so wie wir sind, damit wir seiner zarten Liebe vertrauen und sie weitergeben.

Gott überlässt diese Welt nicht sich selbst. Gott ist da. Das feiern wir an Weihnachten, auch in diesem Jahr! Amen

Lied Fröhlich soll mein Herze springen eg 36,1.6. 9
Fröhlich soll mein Herze springen
Dieser Zeit, da vor Freud alle Engel singen.
Hört, hört, wie mit vollen Chören
Alle Luft laute ruft: Christus ist geboren!

Ei so kommt und lasst uns laufen,
Stellt euch ein, groß und klein, eilt mit großen Haufen!
Liebt den, der vor Liebe brennet;
Schaut den Stern, der euch gern Licht und Labsal gönnet.

Die ihr arm seid und elende,
Kommt herbei, füllet frei eures Glaubens Hände.
Hier sind alle guten Gaben
Und das Gold, da ihr sollt euer Herz mit laben.

Kollekte: Die Spendensummen sind wegen der vielen ausgefallenen Gottesdienste auch für Brot für die Welt stark eingebrochen. Dabei werden sie mehr denn je dringend gebraucht. Wir rufen auf zu einer Spende für Brot für die Welt. Das ist über das Internet oder auch über unser Gemeindebüro (in neuen Jahr) möglich.

Lied Stille Nacht eg 46,1-3

Fürbitte
Gott, wir bitten dich für alle, die nicht glauben können, dass du sie siehst, vielleicht, weil sie es nicht gewohnt sind, gesehen zu werden, oder weil sie sich selbst nicht für wichtig genug halten. Auch wir sind manchmal so. Lass uns deine Nähe spüren und hilf uns, ihr zu vertrauen. Wir bitten dich für alle in dieser Welt, die ohnmächtig sind, oder sich so fühlen in Krankheit, in Einsamkeit oder Armut. Wir bitten dich für die, die keinen Platz haben in unserer Welt, die keine Chance auf Bildung, auf Gesundheitsfürsorge oder Arbeit haben, weil Gier und Gewalt sie aus ihrem Zuhause vertrieben haben, oder weil sie vergessen sind in den Slums, den Lagern, den Gefängnissen und Folterkellern dieser Welt. Sei ihnen ein Licht in der Finsternis. Wir bitten dich für die Menschen um uns herum, die heute einsam sind, vielleicht auch mitten unter uns, die heute krank sind oder im Sterben liegen, die Angst haben oder trauern. Sei ihnen nahe. Wir bitten dich für uns, senke deine Liebe in unser Herz und unseren Verstand und hilf uns, deinem Licht Raum zu geben in unserer Welt.

Vater Unser

Segen

Nachspiel Saxofon/Orgel: O du fröhliche

Die Aktion „Brot für die Welt“ hilft seit Jahrzehnten, Not und Elend in aller Welt zu lindern. Für diese Arbeit sammeln wir traditionell an Heiligabend. Helfen Sie mit Ihrer Spende zu helfen! Spendenkonto: IBAN DE10 1006 1006 0500 5005 00, Stichwort: Rheinland-Kollekte 

www.brot-fuer-die-welt.de/rheinland-kollekte

 Sie erhalten eine Spendenquittung.