Kleiner Video-Gottesdienst am 28.2.2021 aus Burscheid

Videogottesdienst am 28. Februar 2021 – Reminiszere

mit Pfarrerin Katrin Friedel, KMD Silke Hamburger (Musik und Lesung), Presbyter Thomas Michalzik (Lesung und Kamera)

Glocken

Orgelvorspiel: J.S. Bach: Wenn wir in höchsten Nöten sein

Eingangsworte, Gebet

Lied: eg 168, 1-3 Du hast uns, Herr, gerufen

Psalm 25: eg 712.1 

Einleitung zum Predigttext

Lesung: Jesaja 5, 1-7

Predigt

Lied: eg 666 Selig seid ihr

Abkündigungen – Kollekte:

2 Kollektenzwecke: eine Hälfte für unsere gemeindeeigene Bücherei

und die andere für die Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis und dem Lukajange Distrikt der Karagwe Diözese im Nordwesten Tansanias. Die Partnerschaft über 7000 km hinweg hat zwei Säulen: gegenseitige Besuche und Projekte. 

Wir besuchen einander, weil es gut ist, wenn Partner einander kennenlernen und sich verstehen. Im Mittelpunkt der Begegnung steht immer ein religiöses oder entwicklungspolitisches Thema. – Die Projekte sind in den Jahren sehr vielseitig gewesen. Medikamenten bis hin zu Baumpflanzungen, Brunnenbau, Bildungsarbeit und anderes mehr.

Die Partnerschaft, die vom  „Freundeskreis Tansania“ im Kirchenkreis Leverkusen gestaltet wird, finanziert sich vor allem aus Spendenmitteln. 

Überweisung mit Spendenzweck „Kollekte 28.2.21“ auf unser Spendenkonto:

Ev. Kirchengemeinde Burscheid
IBAN  DE 04 3506 0190 1011 6930 55

BIC: GENODED1DKD KD-Bank Dortmund

Fürbitten mit Liedruf: eg 589 Kehret um

Vater unser

Segen

Orgelnachspiel: J.S. Bach: Wenn wir in höchsten Nöten sein

Einleitung zum Predigttext Jesaja 5, 1-7:

Liebe Gemeinde, der Moment, wo die Stimmung kippt, kennen Sie den?

Der Predigttext für heute setzt voll auf diesen Moment, wo die Stimmung kippt. Von der Liebeserklärung bis zum schonungslosen Urteil – alles kommt vor. Und das mit voller Wucht.

Der Moment, wo von jetzt auf gleich alles umschlägt.

Das kann eine plötzliche Konfrontation mit der Wahrheit sein. Oder ein Witz, der lustig daherkommt und plötzlich bleibt mir das Lachen im Hals stecken.

Es ist das Weinberglied aus dem Buch des Propheten Jesaja. Ein Liebeslied, wie sie im alten Israel zur Begleitung eines Saiteninstrumentes gesungen wurden. 

So waren damals Liebesgedichte. Die Geliebte wird mit einem Weinberg verglichen, und alle Aufmerksamkeit, die in diesen Liedern dem Weinberg zuteil werden, sind Ausdruck von Wertschätzung und Brautwerbung für die oder für den Geliebten.

Hören Sie nun ein ganz besonderes Weinberglied, das bei Jesaja im 5. Kap aufgeschrieben ist:

Jesaja 5, 1-7

Liebe Gemeinde,

….

Es geht so gut los. Die fette, fruchtbare Erde wird beschrieben, die edlen Reben.

Beinahe sehe ich vor mir, wie die Augen des Weingärtners voller Glück und Stolz auf seinem Weinberg ruhen. Aber dann kommt der Moment, wo die Stimmung kippt.

Er wartete darauf, dass er gute Trauben brächte, aber er brachte: schlechte.

Das Herz des Liebenden, der dieses Weinberglied singt, wird enttäuscht, im Innersten verletzt.

Die Liebesmüh war vergeblich. umsonst.

Und nun beginnt der enttäuscht Liebende zu rasen, tobt, und haut der eben noch Geliebten alles um die Ohren. Kein Schutz mehr, kein Zaun für diesen Weinberg.

Sollen doch die Schafe und Ziegen hereinkommen und die Pflanzen kahl fressen, zertrampeln.

Und die Wolken bekommen verboten, auch nur einen kostbaren Regentropfen auf diesen Weinberg regnen zu lassen.

Der letzte Vers sagt es noch einmal ganz genau für alle, die es bis jetzt noch nicht verstehen wollten:

Gott ist der enttäuschte Weingärtner und wir sind sein Weinberg.

Gott ruft mit diesem Text zum Rechtsstreit. Als wolle er sich scheiden lassen, ruft er die Öffentlichkeit dazu und fragt: Gibt es irgendetwas, das ich nicht für meinen Weinberg getan habe??

Gottes Volk, dem er seine Liebe schenkte und an das er sich gebunden hat.

Das Volk Israel, zu dem Jesus gehört hat, der uns mit hineingenommen hat in diesen Liebesbund.

Gott ist der enttäuschte Weingärtner und wir sind sein Weinberg.

Ich frage mich, ist das nun eine Liebeserklärung oder sagt mir dieses Lied, dass alles aus ist?

Auch wenn uns einen Moment später schon alles um die Ohren fliegt, singt doch dieses Weinberglied von Gottes Leidenschaft für uns Menschen.

Die Stimmung kippt, weil der Weinberg trotz aller Liebe schlechte Frucht bringt. 

Worin diese schlechte Frucht besteht, ist bei Jesaja direkt im Anschluss an das Lied in einer langen Liste von Wehrufen aufgezählt. Zum Beispiel: (Jesaja 5, Vers 20) Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!

Weh denen, die sich die Wahrheit zurecht legen, die nur danach gucken, was ihnen nutzt.

Das bekommen wir heute zu hören – in einer Situation, in der für uns das normale Leben ausgesetzt ist.

Seit einem knappen Jahr sind wir gleichzeitig voller Sorgen und leben eingeschränkt, uns wird langweilig oder traurig. Die Pandemie erschüttert die ganze Welt, verschärft Widersprüche, die vorher schon da waren:  Reiche werden reicher, und viele, die nicht so abgesichert waren, verlieren endgültig ihre wirtschaftliche Grundlage. 

Lebenssituationen, in denen es vorher schon zB Kindern in schwierigen Familienverhältnissen oder einsamen Menschen schlecht ging, geraten ganz jetzt an den Rand.

So gut es geht versuchen wir, diese Situation zu analysieren.

Welche Lebensweisen von uns Menschen haben diese Pandemie mit verursacht?

Und wie sollen wir diese Situation mit unserem Glauben zusammen bringen, was hat Gott damit zu tun? Und auch: was wünschen wir uns jetzt? Was muss anders werden, und was sind wir bereit dafür zu tun?

Fragen, auf die ich keine vollständige Antwort weiß.

Unsere Sehnsucht ist so oft, dass einfach alles wieder normal sein wird, alles wieder wie vorher.

Aber haben wir dann zu wenig gelernt?

Das Weinberglied singt davon, wie Gott liebt. Gott liebt sein Menschenvolk und Gott liebt Gerechtigkeit und Wahrheit.

Das ist das Rasen und Toben, das über uns hereinbricht wie ein Gewitter. Was soll Gott tun mit seiner Liebe, solange wir uns an Missstände gewöhnt haben und die Wahrheit uns nur gefällt, wenn sie uns auch nützt.

Wie können wir heute dieses Liebeslied verstehen, gibt es noch Hoffnung auf Versöhnung?

In der Paarberatung würde dieses Paar, glaube ich, noch nicht als hoffnungsloser Fall nachhause geschickt.

Diese Liebe ist noch nicht kalt.

Gott wartet immer noch darauf, dass sie nicht vergeblich ist.

Gott hofft immer noch, dass ich sie zurückliebe, ihm vertraue, auch in meinen Handlungen. Dass wir anders leben, anders umgehen mit unseren Ressourcen, mit der Schöpfung und miteinander.

Das ist ein lebendiger und leidenschaftlicher und in seiner Liebe auch wehrloser Gott, der mir in diesem Text begegnet.

Gott wartet auf unsere Antwort, auf unser Gebet, auf unser Handeln und Tun der Gerechtigkeit.

Wir sind Sachenverdreher, biegen uns die Wahrheit zurecht, scheitern an unseren Ansprüchen.

Gott sagt: Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen.

Gott rast vor Zorn und das bedeutet: Gott liebt immer noch.

Diese Wahrheit kann uns heute über Jesaja erreichen.

Kehrt um, fangt neu an. Denn Gott liebt und will sich versöhnen – 

Für diesen Neuanfang stehen so viele Texte der Bibel, für diesen Neuanfang steht Christus ein.

Dass wir wachsen und neu werden aus der Verbindung mit ihm. 

Mit jedem Gebet – mit jedem neuen Morgen – mit jeder Krise können wir einen neuen Anfang machen. Auch dieser Gottesdienst heute stärkt uns dazu.

Amen