Gedanken und Gefühle in Zeiten von Corona. Aus der Frauenhilfe Hilgen

zum Projekt Gedanken und Gefühle in Zeiten von Corona

Die Gruppe insgesamt

Alle Frauen der Frauenhilfe, mit denen Hannelore Schmiss sprach, vermissen die Gemeinschaft in der Gruppe und im Gottesdienst. „So richtig lossingen, wenn die Orgel ertönt“ das war eine der Aussagen.
Wichtig sind vielen von ihnen die Telefongespräche, in denen sie Verbindungen aufrechterhalten, voneinander erfahren, wie es geht und hören, dass alle gesund sind.
Tröstlich empfinden sie das Glockenläuten, das auch als Zeichen der Zugehörigkeit wahrgenommen wird.

Hannelore Schmiss, 70 Jahre alt, Leiterin der Frauenhilfe und des interkulturellen Kochens
Mir fehlen die Gottesdienste im Altenzentrum, besonders der Karfreitagsgottesdienst. Gerade dann sind da Menschen, die in der Kurzzeitpflege wohnen, die sonst nie in die Kirche kommen.
Mir ist bewusst geworden, wie wichtig mir das Miteinander in der Gemeinde ist. Ich telefoniere jetzt sehr viel.
Was mich sehr stört, das ist der Aktionismus, um „Helden des Alltags“ zu feiern. Aus meiner Zeit als MAV im Altenzentrum weiß ich, wie sehr die Arbeit dort unter Zeitdruck steht. Wir haben schon vor Jahren Gefahrenanzeigen geschrieben, weil die Zeit nicht mehr ausreichte, um einen Menschen adäquat zu versorgen. Die Zeiten wurden eher noch gekürzt. Die Pflegekasse verlangt das so.Jetzt erlebe ich, dass die Studenten meiner Tochter in die Pflege abkommandiert werden, ohne dass sie vernünftig ausgebildet sind.
Mein Schwiegersohn muss Doppelschichten fahren, weil auf einmal nicht mehr genug Personal da ist. Angestellte Lehrer und Integrationshelfer in Schulen werden nur während der Schulzeit bezahlt, nicht in den Ferien. Verkäuferinnen werden fast nur auf Minijobbasis eingestellt. Es wird nur auf den Profit geschaut, nicht darauf, was die Menschen brauchen. Ich hoffe, ich sehe nicht zu schwarz, aber ich glaube nicht, dass sich die Gesellschaft nach der Krise ändern wird. Es werden wieder die Geldgeber die Richtung vorgeben.
Zur Zeit verwandle ich ein altes Leinenbetttuch meiner Tante in Gesichtsmasken.
Mich tröstet das Glockengeläut und Ostern den dicken Pitter aus Köln zu hören im Fernsehen.
Alle Frauen der Frauenhilfe haben Hoffnung auf die Zukunft und wollen sich nicht unterkriegen lassen!